Frank Eilers - Humor
Shownotes
Alles nur Spaß? Tobias spricht mit Arbeitsphilosoph und Keynote Speaker Frank Eilers über Humor: Wie wir durch ihn neue Perspektiven entdecken und wie er in den großen Transformationsaufgaben ein Auseinanderdriften unserer Realitäten verhindert. Als Keynote Speaker erlebt Frank Eilers, wie schwer es in Unternehmen fällt, sich von den Fesseln der Organisationsstrukturen zu befreien, Kapazitäten für diese Herausforderung zu schaffen und Ideen tatsächlich auch zu implementieren.
Wir fragen nach:
Ist New Work nur ein schnelles Medikament, damit wir nicht über Grundlegenderes nachdenken müssen?
Können wir uns von der German Angst befreien?
Raus aus der Arbeitsgesellschaft, rein in die Wissensgesellschaft?
Frederic Laloux: Reinventing Organisations https://www.vahlen.de/laloux-reinventing-organizations/product/14174799
Cal Newport: Deep Work https://calnewport.com/
Carsten Schermuly: New Work Utopia https://carstenschermuly.de/
BertelsmannStiftung: Metastudie Doppelte Transformation https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/doppelte-transformation
Frithjof Bergmann: Neue Arbeit, neue Kultur https://www.arbor-verlag.de/b%C3%BCcher/weitere-themen/neue-arbeit-neue-kultur
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00: 00:00Frank Eilers: Als Organisation muss mir bewusst werden, dass, wenn wir diesen Termin-Overload haben, den wir haben, und Leute sitzen in einem Meeting und arbeiten nebenbei an Projekten für den Kunden oder auch für sich selbst, irgendwas, wo man sagt, das muss ich noch machen, oder ich muss Bürokratie abarbeiten, oder oder. Du kannst nicht im gleichen Moment auf zwei Hochzeiten tanzen. Es geht nicht. Das heißt, dein Gehirn switcht entweder immer hin und her, oder es ist auf eine Sache fokussiert, aber das brabbelt hier nebenbei, brabbelt noch so ein Meeting rum, und das führt dazu, dass keine dieser Arbeiten exzellent ist.
00: 00:32Intro: lead:gut, Inspiration für Führungskräfte.
00: 00:35Tobias Kirchhoff: Hallo, ihr hört Lead gut, Inspiration für Führungskräfte, den Management Podcast vom TÜV Rheinland. Ich bin Tobias Kirchhoff, und gemeinsam mit meinen Gästen bespreche und Hinterfrage ich aktuelle leadership Konzepte und -Ideen. Charlie Chaplin wird das Zitat zugeschrieben "Ein Tag ohne Lächeln ist ein verlorener Tag." Inwieweit insbesondere Humor in diesen volatilen und unsicheren Zeiten ein guter Anker ist, möchte ich mit meinem heutigen Gast besprechen. Unser heutiger Gast ist Frank Eilers. Frank Eilers ist gebürtiger Ostfriese, Wahlberliner und Fan von Bremen. Er hat eine Bahncard 100 und ist Standup Comedian, Keynote Speaker und Coach für Themen wie Zukunft der Arbeit, Digitalisierung, KI und New Work. Mit seinem Podcast "Arbeitsphilosophen - Die Zukunft der Arbeit" ist er zudem seit 2014, also seit gut 10 Jahren, äußerst erfolgreich unterwegs. Ich freue mich darauf, heute mit ihm über Führung und Veränderung zu sprechen und inwieweit Humor wichtig dabei ist. Herzlich willkommen, Frank!
00: 01:41Frank Eilers: Moin.
00: 01:48Frank Eilers: Ganz ostfriesisch, ja, das muss man wohl dazu sagen. Wenn man in Ostfriesland geboren wird und dann so eine Art Faible für den Fußball entwickelt, dann versucht die Gesellschaft um einen herum, Werder Bremen massiv zu plazieren. Also, wenn du da sagst, nee, ich werde HSV-Fan oder so, dann hat das gravierende Auswirkungen auf dein privatleben vor Ort in Ostfriesland. Das war zumindest meine Erinnerung als Kind und Jugendlicher.
00: 02:15Tobias Kirchhoff: Muss man denn viel Humor mitbringen, wenn man Werder-Fan ist in den heutigen Tagen?
00: 02:19Frank Eilers: Ja, ich wollte gerade historisch antworten. Damals nein, heute geht gerade auch. Also, es ist ja die Frage, wann man diesen Podcast hört, stand jetzt ist alles gut. Ich war am Wochenende im Stadion, sensationell. Also von daher nee, grad kann man relativ Spaßbefreit sich das ganze Angucken, läuft gerade gut. Ja.
00: 02:40Tobias Kirchhoff: Ja, als FC Köln Fan kann ich dem nur zustimmen. Auch wir haben ja auswärts gewonnen. Also insofern ist die Laune heute wirklich blendend. Wir wollen ja heute über Veränderung sprechen, und wir haben es ja gerade angeteasert. Standup Comedy bist du, ich komme vielleicht später nochmal drauf und hast dann aber einen Podcast über die Zukunft der Arbeit angefangen und bist heute Keynote Speaker, der sich eher mit wirtschaftlichen Themen auch beschäftigt, mit Zukunft. Das ist ja doch eine sehr, sehr krasse Veränderung. Wie kam das?
00: 03:11Frank Eilers: Ich habe am 13 Januar 2014 mit der Stand Up angefangen, also nicht mal semiprofessionell, sondern semi amateurhaft, würde ich sagen, offene Bühne, 20 Leute, viel Alkohol bei mir und bei denen, und dann hatte man sechs Minuten oder so, und den Podcast "Arbeitsphilosophen, die Zukunft der Arbeit," du hast esschon angesprochen, den habe ich Mitte des Jahres gestartet, irgendwann Ende Juli 2014, das war ein Hobby. Stand Up war zu dem Zeitpunkt kein Hobby mehr. Das war schon eine bewusste Entscheidung. Das werde ich tun, das ist meine Berufung, das ist jetzt mein Beruf. Per Definition würde ich aber sagen, das war noch kein Beruf, weil in dem ersten halben Jahr 2014 hatte ich einen Umsatz von 120 €. Also das ist die Frage, also, Leute, was machst du? Ich bin Comedian. Echt, da kannst du von Leben? Nee, aber in meiner Definition ist das mein Beruf und alles drum herum. Ich habe gekocht, ich habe irgend nen Kram gemacht oder irgendwie mein BWL Studium so ein bisschen genutzt, um ein paar Euro reinzukriegen. Aber der Fokus Prio eins war Stand Up. Und dann war dieser Podcast 2014 nach zwei Wochen bei Apple in eine Kategorie Wirtschaft auf Platz 1, weil Podcasts damals nicht en vogue waren, und dann haben Leute mich angeschrieben, kannst du uns auch interviewen und so, weil ich der einzige in diesem Themenfeld war, und das ist dann zusammengewachsen. Also, ich hatte zwei Leidenschaften, eine Berufung und ein Hobby, und das ist dann so irgendwie zusammengewachsen, weil Leute gesagt haben, schau mal, den Podcast finden wir ganz gut, und du kannst ja auch auf einer Bühne geradeaus reden, die Leute hören dir zu, die lachen ja sogar, das ist ja die Profession des Comedians. Ich habe übrigens im Nachgang mehr verdient, muss ich nochmal dazu sagen, ich konnte dann irgendwann auch von der Comedy leben so nach ca. einem Jahr ging das dann so halbwegs, und das heißt Kühlschrank okay gefüllt, und dann irgendwann durfte ich dann darüber reden und durfte die Arbeitsphilosophen-Themen auf Bühnen, als Moderator, als Keynote Speaker, als Comedy-Irgendwas verpacken, Business Comedian oder wie man es damals genannt hat, und dann hat sich das so entwickelt, und irgendwann waren beide Berufe, beide Ausprägungen gleich. Also, ich hätte von beiden leben können, und da musste ich mich entscheiden, auch vom Kopf her. Das war einfach so krass stressig und das war so Straight to Burnout, wenn man so will. Das hat mich dann hart überfordert, wo ich gesagt habe, okay, ich muss mich vielleicht jetzt mal für einen Weg entscheiden. Dann habe ich eine 10 Punkte Liste aufgelistet und habe bewertet, was ist mir wie wichtig, und da hat die "Keynote Arbeitswelt"-Welt 9:1 gewonnen.
00: 05:38Tobias Kirchhoff: Und dann hast du sie dann weitergeführt, und das inzwischen seit zehn Jahren. 2014 haben wir ja gehört.
00: 05:45Frank Eilers: Ja, knapp zehn Jahre
00: 05:45Tobias Kirchhoff: Kommen wir mal auf die Themen von deinem Podcast. Der heißt ja "Die Arbeitsphilosophen - Zukunft der Arbeit". Was waren die Themen vor zehn Jahren, oder haben sich die Themen geändert? Sind die Themen gleich geblieben, als du 2014 angefangen hast? Worüber hat man damals gesprochen? Was war die Zukunft der Arbeit damals?
00: 06:04Frank Eilers: Ja, das war damals ziemlich Wew Work lastig, weil ich das interessant fand. Das gibt's jetzt noch nicht. Und warum reden wir da nicht drüber? Also, es war sehr von dieser Frithjof Bergmann-Idee gesteuert. Viele Leute, die echt ein bisschen schräg drauf waren für Normalos, so was wollen die, und irgendwie die ein Drittel Erwerbstätigkeit, was ich wirklich wirklich will, was soll denn das? Dann haben wir viel über Kultur geredet, Systemtheorie auch, und das war sehr nischig damals. Das hat sich im Kern nicht wirklich gewandelt. Ich hab den Podcast auch irgendwann aufgehört, gestoppt, habe gesagt, alles ist erzählt, alles ist zu Ende erzählt, dann gab es ein Future Podcast, den hat Xing dann irgendwann abgekauft, dann haben wir dafür was gemacht. Dann wurde ich aber immer wieder auf Arbeitsphilosophen angesprochen, und dann habe ich irgendwie gedacht, naja, irgendwie ist schon alles gesagt, aber es ist noch nicht alles angekommen. Und ich würde sagen, im Kern sind es immer noch die gleichen Themen, die natürlich in so einem anderen Gewand erscheinen. Also, New Work ist heute etwas ganz anderes als das, was es 2014 für uns war, als es 2015 für uns irgendwie ne Bedeutung hatte, und ich glaube, die Themen sind immer noch nicht so angekommen, wie wir uns das vor knapp zehn Jahren vorgestellt haben. Aber vom Kern her sind sie ziemlich gleich. Ja.
00: 07:17Tobias Kirchhoff: Wenn du sagst, die Themen sind gleich, aber noch nicht angekommen, kann man ja sagen, okay, die Resilienz der deutschen Wirtschaft ist wirklich gut, auch gegenüber neuen Themen. Oder sagst du also, es ist halt wirklich und dann eher in dem Sinne wirklich noch nicht angekommen, und es müsste viel mehr ankommen. Wie sind da so deine Erfahrung bei den Keynotes? Dann hast du ja direkt mit Firmen, mit Unternehmen zu tun.
00: 07:39Frank Eilers: Also, ich habe neulich noch mal reflektiert, warum bucht man mich überhaupt? Was ist denn so der Wert, den ein Unternehmen oder ein Kongress oder whatever davon hat oder sich davon verspricht, dass ich da vorne rumhampel und irgendwas erzähle? Das hat ja auch eine inhaltliche Tiefe, und der Inhalt ist bei mir immer auf Platz eins. Den Humor gibt es kostenlos dazu, das habe ich früher anders verkauft. Da hab ich dann immer gesagt, ich bin Comedian gewesen, und die werden lachen, und dann können wir so ein bisschen New Work. Beziehungsweise das war das, was ich dachte, ich muss es darstellen, und heute ist es ganz anders. Ich sage nein, es geht rein um die Inhalte, und die Leute werden auch manchmal lachen. So, Punkt Ende. Bitte sagt das auch nicht, dass ich mal irgendwie so eine Vergangenheit habe. Das steht natürlich auf der Website, muss da auch stehen, aber das soll jetzt nicht irgendwie in den Vordergrund gerückt werden. Und wenn ich reflektiere, dann ist es immer noch so, dassWUnternehmen versuchen, mit einer Methode wie New Work, mit einer Idee von New Work, produktiver zu werden. Also, es geht im Endeffekt immer um das noch ein bisschen mehr rausholen. Das ist, glaube ich, so der Hauptgrund, und das ist manchmal um die Ecke gedacht. Also, ich habe ganz häufig auch Veranstaltungen, wo im Briefing rauskommt, dass alle wirklich extrem gestresst sind, extrem am Anschlag sind, gar nicht mehr wissen, wir vorne und hinten ist, und dann ist New Work ja jetzt eine Lösung. So, und natürlich gibt es da Quick Wins, schnelle Möglichkeiten, die Arbeit zu verändern, zu verbessern und so weiter. Aber erst mal ist das sehr viel Arbeit. Und ja, ich habe das Gefühl, dass New Work oft sowieso ein Pflaster oder wie so ein schnell wirkendes Medikament versucht wird einzusetzen und eigentlich müsste man viel mehr darüber nachdenken, wer sind wir? Was machen wir, wie wollen wir auch in 10 Jahren, Also wenn wir das Thema Nachhaltigkeit nehmen, in 10 Jahren uns aufstellen, wie können wir in 10 Jahren einfach verhindern, dass alle, die heute arbeiten, dann irgendwie mit einem fünffachen Burnout nicht mehr arbeitsfähig sind, weil wir echt völlig über Soll gearbeitet haben? Und ja, das würde ich mir wünschen, dass die Themen tiefer durchdrungen werden und man sich wirklich überlegt, wer sind wir heute, wo wollen wir morgen hin, und was ist Arbeit für uns? Wie können wir gut miteinander arbeiten? Aber das ist natürlich, die Unternehmen kommen an den Punkt, wo sie merken, oh Gott, so geht es nicht weiter, wir haben keine Kapazitäten mehr, und dann, wie will man dann die Kapazitäten für diese schweren Fragen, für diese schweren Themen dann noch rauskitzeln? Und ich glaube, das ist so diese Krux, da beisst sich die Katze selbst in den Schwanz. Man braucht es jetzt, aber man hat eh schon keine Zeit, und Operativ sticht einfach immer. Und wenn der Kunde ruft, wenn die Kundin irgendwas möchte, dann springen wir, und ganz viel internes politisches hat man natürlich auch noch irgendwie an den Hacken kleben. Ja, das ist so das, was mich manchmal so ein bisschen frustriert, aber wo ich dann auch sage, ja, das kann man auch nicht ändern, und dann wenigstens ein bisschen Medizin, und vielleicht kommt man dann irgendwann drauf, das selbst zu verstehen, dass es eigentlich viel tiefere Fragen sind.
00: 10:35Tobias Kirchhoff: Und hast du denn schon mal ein Unternehmen erlebt, wo du sagst, ja, die sind auf einem guten Weg?
00: 10:41Frank Eilers: Ja, also viele. Aber es ist natürlich, wenn ich es vergleiche, nehme wir jetzt mal 100 Unternehmen, dann würde ich sagen, man hat vielleicht 10 oder 20, das ist jetzt Bauchgefühl, 10 oder 20, wo man sagt, die sind schon auf einem richtig guten Weg, dann hat man vielleicht so 50, die okay sind, und dann gibt's aber auch immer so 20, 30, die das halt nehmen, weil alle anderen da auch drüber reden, Und das merkst du, du merkst halt dann, du wirst auf irgendeinen Kongress eingeladen, von einem Verband beispielsweise, und du hast schon im Briefing gemerkt, der Verbandspräsident, der hat da gar keinen Bock drauf, und der moderiert dich an, du fängst an, und der geht raus und kommt halt kurz vorher wieder rein. Du weißt genau, das ist irgendwie komisch, und danach kommen alle Mitarbeitenden des Verbandes an und sagen, danke für deine Worte. Ich so: ja, der war ja nicht da. Also schön, dass ihr das gut findet, ihr könnt es ihm ja sagen. Stille Post ist leider rausgegangen. Und das ist ganz extrem, jetzt ein ganz extremes Beispiel. Aber da hast du auch 20,30 Unternehmen bestimmt oder Verbände, Organisationen im allgemeinen. Da kann auch nicht sagen die Branche oder so, sondern es ist querbeet. Ich habe auch Unternehmen erlebt, die sind extrem erfolgreich, und die interessiert das gar nicht. Es gibt Unternehmen, die in einer Branche sind, wo man denken würde, die ja nie, und die gehen auf einmal voran. Und auch hier wieder: Erwartung und Realität gehen dann manchmal sehr weit auseinander, ja ist manchmal absurd, also wirklich.
00: 12:11Tobias Kirchhoff: Was machen denn die Unternehmen aus deiner Sicht, die es wirklich angehen, Was machen die denn anders als die, die es vielleicht nur als Feigenblatt oder so nutzen wollen?
00: 12:20Frank Eilers: Also die Frage ich mir auch schon oft gestellt, da gibt es, glaube ich, auch keine einfache Antwort. Wenn jemand sagt, ja, dass liegtdaran und daran, dann mag das sein, dass man in bestimmten Fällen das so herausfinden konnte. Die Wissenschaft hat dann noch mal andere Faktoren, wie man das vielleicht auch messen kann. Ich glaube, der Kern vom Kern ist, wie gehen wir miteinander um. Und klar gibt es dann so irgendwie die Bibel "Reinventing Organisations" von Frederic Laloux, und ich glaube, da ist auch schon ganz viel drin. Also, meine Beobachtung ist, dass, wenn man an der Spitze einer Organisation oder einer Spitze einer Abteilung oder eines Teams jemanden hat, der wirklich sagt, wir müssen auf die Menschen, die hier arbeiten, aufpassen, wir müssen gut miteinander umgehen, wir müssen ein gutes Klima haben, wir müssen aufpassen, dass alle ihre Talente und Fähigkeiten entwickeln können, dass nicht alle krank werden, weil wir viel zu viel arbeiten, weil wir auch richtig viel Mist Arbeiten. Wir reden, wenn wir über Arbeit reden, ja auch über den ganzen Schwachsinn, den wir jeden Tag machen. Die Wissensarbeitswelt ist überfrachtet mit Schwachsinn, mit Bullshit, mit irgendwelchen Dingen, die wir machen müssen, weil sie einfach sind zu machen. Ich glaube, ganz viele von diesen Dingen haben wir zigfach in unserer Arbeitswelt, wo wir denken, wir müssen das, Konvention, das macht man so. Oh, ich wurde zu einem Meeting eingeladen, ja, dann muss ich dahin, und ich habe so oft Meetings, wo 8 Leute drin sitzen und nur einer spricht, und du weißt genau, die haben ihre Kameras aus, die machen gerade andere Sachen, aber die machen sie auch nicht gut, sondern nur so halb, und ja, weiß ich nicht. Also.
00: 13:50Tobias Kirchhoff: Ja, was kann man da machen als Organisation und dann aber auch als Einzelner? Ich glaube, du kannst dich dem ja wahrscheinlich nicht entziehen. Die machen das ja nicht freiwillig, dass, wenn ich in einem Meeting mit 8 Leuten sitze, ich sage, ach ja, ich check jetzt mal die Mails, sondern ich glaube, das wird dann wahrscheinlich eher der Druck sein, das auch noch machen zu müssen und einfach multiple Arbeiten gleichzeitig erledigen zu müssen. Was kann ich als Organisation und als Einzelner machen, um das zu überkommen?
00: 14:15Frank Eilers: Als Organisation muss mir bewusst werden, dass, wenn wir diesen Termin-Overload haben, den wir haben, und Leute sitzen in einem Meeting und arbeiten nebenbei an Projekten für den Kunden oder auch für sich selbst, irgendwas, wo man sagt, das muss ich noch machen, oder ich muss Bürokratie abarbeiten, oder oder. Du kannst nicht im gleichen Moment auf zwei Hochzeiten tanzen. Es geht nicht! Das heißt, dein Gehirn switcht entweder immer hin und her, oder es ist auf eine Sache fokussiert. Aber das brabbelt hier nebenbei, brabbelt noch so ein Meeting rum, und das führt dazu, dass keine dieser Arbeiten exzellent ist. Cal Newport, das ist ein Intellektueller aus den USA, der sagt, wir haben so ein hyperaktives Schwarmdenken ,also wir reagieren einfach permanent auf irgendwelche Pings, lesen irgendwelche Emails, sitzen irgendwelchen Meetings und kommen gar nicht mehr in diesen tiefen Zustand von Arbeit. Und wenn Organisationen das verstehen, dann erlauben sie oder gehen da ran, dass man sagt: Okay, nehmt euch Zeit, Sachen abzuarbeiten. Meetings können dazu führen, dass man kreativ ist, aber in den meisten Meetings sitzt man einfach rum und hört so ein bisschen so und schafft die Arbeit nicht, die man eigentlich machen will und mein Tipp an Alle ist: Blockt euch in diesen ganzen Terminkalendern, wo jeder einfach Zugriff drauf hat, einfach jeden Tag zwei, drei Stunden Fokusarbeit, nennt es "Termin mit XY" weil Fokusarbeit finden alle anderen Blöd, weil die nehmen sich die nicht, und dann entsteht bei dir selbst auch ein Bewusstsein, zu verstehen, ah, guck mal, ich schaffe in zwei Stunden so viel im Vergleich zu "Ich mache das nebenbei in irgendwelchen Meetings, wo ich auch noch ab und dann irgendwas sagen muss und hier mein Zwischenstand, Blablabla" und das dann mit anderen zu besprechen, so langsam erst mal für sich zu sorgen, dann im Team das zu teilen und so weiter. Vielleicht hat man auch Führungskräfte, die das gut nachvollziehen können, die das auch fördern. Aber es gibt, in einem Buch von Cal Newport zitiert er einen Startup-Milliardär aus dem Silicon Valley, der behauptet, die Mondlandung des 21 Jahrhunderts wird die Produktivität der Wissensarbeits-Gesellschaft sein. Also, wenn wir den ganzen Kladderatdatsch, den wir jeden Tag machen, und ich bin mittlerweile ziemlich gut drin, das hat jahrelang gedauert, und ich musste erst mal Vater werden, um richtig Druck im Tank zu haben, so Gott, ich muss meine Arbeit verändern, sonst sehe ich den Kleinen nie und wirklich dann zu entscheiden, das macht Sinn, das macht keinen Sinn. Nein, das hindert mich daran, gute Arbeit zu bewältigen und immer das Gute, das Wirksame immer wieder rauszukitzeln. Also ist das, was ich mache, wertschöpfend, oder klaut mir das einfach nur Zeit, und dann entsteht sowas wie eine bisschen andere Arbeitswelt, und dann gibt's Raum für, hoffentlich für die tiefen Gedanken, die dahinterstecken.
00: 16:46Tobias Kirchhoff: Lass mich da direkt auch nochmal nachfragen, wenn du sagst, Produktivitätsgewinn in der Wissensarbeitswelt, was ist da der Unterschied zum Effizienzgewinn, den du ja am Anfang des Gesprächs angesprochen hast, dass ich einfach nur effizienter sein muss? Das ist dann New Work. Wo ist da der Unterschied für dich?
00: 17:03Frank Eilers: Ja, also, Effizienz und Effektivität ist was völlig Unterschiedliches, wird oft also, wenn man auf Veranstaltungen ist, dann wird immer über Effizienz gesprochen, also schneller, günstiger, weniger Personal und so weiter. Das kann man messen. Ich habe immer so dieses Bild von diesen Zahnrädern, die so ineinandergreifen. Das kann man auch ziemlich gut planen, und Effektivität, zum Beispiel in der Wissensarbeitswelt könnte Kreativität sein, also mal nen guten Gedanken, oder Innovation, neue Geschäftsmodelle, also all dieser ganze Kram. Das ist Effektivität. Und dann gibt es natürlich in der Mitte vielleicht Überschneidungen , wo man über Effizienz und Effektivität redet. Beispielsweise, ich habe eine gute Idee, und jetzt ist die Frage, bleibt das eine gute Idee, oder habe ich Raum, die auch zu testen oder die zu teilen oder die challengen zu lassen und so weiter und so fort? Carsten Schermuly, das ist ein Professor aus Berlin, hat ein Utopien Buch geschrieben und hat, in einem Kapitel war die neue Arbeitswelt utopisch gesprochen, indem er gesagt hat, wir müssten Arbeitszeit folgendermaßen aufteilen: 60 % Operativ, also das, was wir jeden Tag machen müssen, Meetings, Emails, Bürokratie, whatever, 10 % zur freien Verfügung, so wie Google und so, dass man nachdenken kann, was auch immer. Dann 10 % für Kreativität, also wirklich Raum für Kreativität, dass man auch sagt: Hey, wir haben folgende Ideen, lassen uns die mal challengen, und dann, und das fand ich das wirklich bemerkenswerte, 20 % Implementierung. Das war für mich dieses große "Implementierung". Ich bin kein Mensch, dem es an Ideen mangelt. Mir mangelt es an Implementierung. Dann habe ich mit vielen Menschen gesprochen, die so ja, das ist bei uns auch so, gerade in der Wissensarbeit. Man hat nun mal Ideen, viele sind Humburg und Schwachsinn, aber man muss die auch testen, um zu merken, ja, jetzt kann ich die wegwerfen, oder ich motte die ein und gucke mal, ob die in 5 Jahren passt oder so. Und es geht nicht nur um neue Geschäftsmodelle, sondern auch Ideen, wie wir miteinander arbeiten, dass ich dann auch sage, okay, ich habe folgende Idee, man könnte ja auch das da gelesen oder da gehört oder dann im Kopf weiterentwickelt oder auch nicht weiter, völlig egal, und dann gucke ich, hilft mir das in meiner jetzigen Situation, meine Arbeit besser machen zu können? Und dann muss ich das ausprobieren. Dann muss ich vielleicht mich mal eine Stunde hinsetzen, wie kann ich das aufbauen, wie kann ich das, und ich habe schon so viel ausprobiert. Ich bin kein Produktivitätsjunkie, aber ich probiere viel aus, um besser, wirksamer arbeiten zu können, und da ist ganz viel auch Schwachsinn. Oder das passt für mich nicht, oder es passt nicht in dem Gewerk, in dem ich unterwegs bin, oder das passt nur für die Podcast Produktion, aber nicht für Kunden, die mich für eine Veranstaltung buchen, weil das viel komplexer ist, viel mehr Abstimmung, etc. pp. und das herauszufinden, sowohl intern wie auch extern, neue Geschäftsmodelle, das ist für mich Effektivität, also Implementierung. Das fand ich an dem Buch von Carsten Schermuly so spannend. Das war etwas, was ich vorher absolut stiefmütterlich behandelt habe. Und wenn man sich vorstellt, 20 % der Arbeitszeit, wir gehen von 40 Stunden die Woche aus, das ist ein ganzer Tag, wo man einfach sagt, am Montag implementiere ich das, was wir in der letzten Woche uns überlegt haben. Wo wird die Welt hingehen, wenn wir alle so denken würden? Aber wir können es nicht, weil wir diesen Mond leider nicht haben. Wir haben 90 % operativ oder 99, und dann haben wir gute Ideen, oder dann haben wir mal irgendwo in der Kaffeeküche oder irgendwo, oder wir haben gute Ideen heute hier, nachher noch oder jetzt vorher schon gehabt, und ja, und dann? Dann sind die weg irgendwann.
00: 20:00Tobias Kirchhoff: Vielleicht weil Implementierung im Prozess gar nicht vorgesehen ist.
00: 20:03Frank Eilers: Genau, es ist nicht vorgesehen, und es ist auch in unseren Köpfen dadurch nicht vorgesehen, weil einfach Arbeit anders aufgebaut ist und da sich locker zu machen, sich zu befreien von dieser Fessel der Organisationsstrukturen, der Arbeitsstrukturen, das ist ganz wichtig. Und das ist, glaube ich, auch der Kern, wie wir Unternehmen aufbauen, das war relativ BWL, und jetzt merken wir so, die Birne arbeitet nicht immer gleich. Wir haben auch früher gern von der organisationellen Inzucht gesprochen, weil die wirklich überall gesehen habe. Da sahen irgendwie die Top Führungskräfte auch genauso aus wie die Geschäftsführung. Also das war schon immer irgendwie krass, nicht nur optisch, sondern wie die sich, der Habitus und so, und dann irgendwann sagt man, wir brauchen die Vielfalt des Denkens. Ja, die brauchen wir, aber die wollen wir irgendwieauch, das passt auch nicht zu dem, wie wir Organisationen strukturieren und aufbauen und gestalten, und dann kauft man sich Menschen, die anders denken. Früher haben man die Querdenker genannt, darf man nicht mehr,
00: 21:00Tobias Kirchhoff: Die sind jetzt anders belegt.
00: 21:02Frank Eilers: Genau anders belegt! Es gab sogar ein Buch von einer sehr bekannten Autorin, die das auch Querdenker genannt hat. Ich glaub, im Mai 2020 kam das raus. Blödes Timing. Genau, und die will man dann haben, und dann holt man die rein, aber irgendwie dürfen die gar nicht schalten und walten, und dann sind die auch frustriert und gehen wieder weg oder werden dann sagen, mache ich halt Dienst nach Vorschrift oder so. Und das zu erkennen, da fängt es an, und ich glaube, die Unternehmen werden es erkennen. A: Fachkräftemangel, B: der technologische Wandel, und gut, Digitalisierung war eh nie die Stärke der deutschen Wirtschaft im allgemeinen. Natürlich gibt es auch wieder ganz viele tolle Beispiele, aber jetzt mit KI kommt noch mal, glaube ich, so ein Sprung rein, der auch dazu führen wird, dass man sich nochmal mit den Themen ganz anders beschäftigen muss, auch weil wir noch mehr Disruptionen in den Geschäftsmodellen sehen werden und ganz andere Optionen, wie wir Geld verdienen können. Es wird, glaub ich, gerade greifbar. Also ich habe ganz viele Veranstaltungen, auch für KMUs, Verbände springen alle drauf auf auf dieses Thema gerade, ja, weil die das endlich greifbar haben, was da gerade passiert, und Fachkräftemangel ist, glaube ich, der größte Treiber, aktuell und wird es weiter bleiben. Also, das ist reine Mathematik. Man sieht, wie viele Menschen aus dem Arbeitsleben ausscheiden.
00: 22:08Tobias Kirchhoff: An dieser Stelle machen wir eine kurze Unterbrechung, die ich für einen Hinweis nutzen möchte. Wenn Ihr Fragen, Anregungen oder eigene Themenvorschläge habt, dann schreibt uns gerne eine Mail an leadgut@tuv.com oder besucht uns auf unserer Webseite tuv.com/leadgut, und wenn euch unser Podcast gefällt, freuen wir uns natürlich, wenn ihr ihn abonniert oder eine gute Bewertung schreibt oder am besten beides. Das war es auch schon. Weiter geht's mit dem Gespräch mit Frank Eilers zum Thema Veränderung.
00: 22:44Tobias Kirchhoff: Ja, ich würde sogar noch ein Thema ergänzen, wo ich jetzt auch drauf kommen möchte, und zwar hast du in deinem Podcast vor einigen Wochen mit dem Ole Wintermann von der Bertelsmann-Stiftung über das Thema New Work und Nachhaltigkeit gesprochen, und dann seid ihr zu dem Thema gekommen, dass es eigentlich eine Twin-Transition ist. Kannst du das vielleicht nochmal ein bisschen ausführen? Inwieweit hängt Nachhaltigkeit auch mit New Work zusammen?
00: 23:08Frank Eilers: Genau, wir sprechen immer von dieser digitalen Transformation. Also manche sagen Digitalisierung, aber das ja schon ein Unterschied. Also, Digitalisierung ist ganz stumpf, du hast einen Prozess, der war immer so, und jetzt machst du ihn halt digital. Und Transformation, das steckt im Wort drin. Es verändert sich etwas. Also, durch das digitale gibt's eine Transformation, und das haben schon viele nicht so ganz verstanden, also sehr viele mittlerweile, aber viele auch nicht, und das ist in den letzten Jahren natürlich weniger geworden, die das nicht verstanden haben. Aber Digitalisierung heißt jetzt nicht, das war immer so, und jetzt ist es halt online, sondern es gab dadurch eine Veränderung. Geschäftsmodelle, man kann die Taxifahrer fragen, die sagen, ja, jetzt haben wir hier ganz viele Ubers und so, und die regen sich heute den ganzen Tag darüber auf. Das ging nur, weil die Digitalisierung möglich gemacht hat, dass das Taxigeschäft transformiert werden konnte, und das gleiche haben wir auch bei Nachhaltigkeit. Also da reden wir jetzt über Nachhaltigkeit. Aber eigentlich geht es auch weder um eine nachhaltige Transformation. Also durch das Thema Nachhaltigkeit gibt es Veränderung, Transformation und diese beiden Welten, die verstärken sich ja gegenseitig, und das nennt das Frauenhofer dann Twin-Transition, die doppelte Transformation. Sprich, durch Digitalisierung ist mehr Nachhaltigkeit möglich, durch Nachhaltigkeit wird mehr Digitalisierung gefördert, und dann entsteht da so eine doppelte Veränderung, die dann natürlich eine ganz andere Geschwindigkeit, Wucht, Wirkung auf uns, auf unsere Unternehmen, Organisationen und Geschäftsmodelle hat, die, und da nehme ich mich selbst komplett mit ein, die wir uns wahrscheinlich noch garnicht vorstellen können. Also ja, man hat mich auch immer gefragt, so als Corona losging und wir alle im Homeoffice saßen, ja, das hätte ich mir vielleicht für 2030 erträumt oder so, und dann dann klack war es da. Also, das hat man sich ja garnicht vorstellen können. Das war unvorstellbar, dass die Wirtschaft so schnell auf diesen Zug aufspringt. Aber weil sie mussten, ging es, und das hat mir wiederum gezeigt, wie schnell das gehen kann, wenn man muss. und ich glaube, dass da auch ganz viele Muss-Zustände noch kommen werden in den nächsten Jahren, die wir aber auch uns noch nicht vorstellen können. Vielleicht gibt's noch eine Pandemie, vielleicht gibt's irgendwelche krassen Umweltumstürze, dass wir dann merken, wow, jetzt müssen wir wirklich oder Digitalisierungssprünge, was ich mit dem Beispiel KI Muss-meinte, zum Beispiel, das kann auch andere geben, und dann auf einmal merkt man, oh, jetzt ist wieder so ein Moment, wo dann Wirtschaft im allgemeinen sich entwickelt, und ich glaube, die Wahrscheinlichkeit nimmt von Jahr zu, dass es weitere dieser großen Transformationsbrocken dann gibt.
00: 25:31Tobias Kirchhoff: Also, das einzige, was sicher ist, ist die Unsicherheit, und das haben wir dann jetzt schon gemerkt. Und inwieweit hilft Humor da, nicht den Kopf in den Sand zu stecken?
00: 25:41Frank Eilers: Ja, das ist natürlich auch, also meine Mutter hat früher mal gesagt, Frank, wenn du Witze über andere machst, du musst auch immer über dich selbst lachen können. Das muss man erst mal lernen, weil, ich war immer gut darin, Witze über andere zu machen, und irgendwann merkt man, dass, wenn man über sich selbst lacht, das einen höchst therapeutischen Effekt hat. Also, wenn ich Witze über mich mache, dann spreche ich Missstand, eine Sache, die mir peinlich ist, die ich irgendwie komisch finde, die anders ist als vielleicht, was andere erleben, da an, und dann lachen wir gemeinsam drüber, und dadurch ist es nicht schlimm, es ist zugänglich für alle anderen, die merken, ach, das ist dem gar nicht so peinlich, der kann da so auch drüber reden. Und ich glaube, Humor im Unternehmenskontext in dieser ganzen Welt hilft enorm, auch eine andere Perspektive zu bekommen. Also, wenn ich bierernst auf ein Thema gucke, dann bin ich ganz schnell bei Angst. Das ist auch das, was ich draußen ganz häufig sehe, auch jetzt in der KI-Debatte. Sehr viel Angst, sehr viel Oh Gott und so, und da ist sehr wenig Humor im Spielm, ist ja auch Okay, ist auch nicht so gedacht. Aber manchmal macht das Sinn, mit dieser anderen Brille auf Themen drauf zu gucken, um eine andere Sichtweise zu bekommen, weil das, was wir in den letzten Jahren gesehen haben, gesellschaftlich ist, natürlich, dass wir so Spaltung, Pole immer mehr überdramatisieren, dann auseinanderdriften. Das ist, glaube ich, klar. Das ist uns alles bewusst, das haben wir auch alle erlebt, in der Familie, im Freundeskreis, wie auch immer. Nicht nur Corona, sondern auch darüber hinaus, fängt bei Technologie an, Stadt / Land und was auch immer. Das heißt, da gibt es große Differenzen in der Vorstellung, wie Gesellschaft, wie Arbeit, wie Leben zu funktionieren hat. Und mit Humor schaffe ich es vielleicht, diese Welten mehr zusammenzubringen, und nicht Humor gegen eine Gruppe, sondern vielleicht mit Humor auf ein Thema, das beide Welten oder mehrere Welten, das ist ja auch komplexer, dann wieder so connecten können.
00: 27:30Tobias Kirchhoff: Ja, viele sprechen ja auch gerade in Deutschland von der German Angst, und das würde wahrscheinlich helfen, wenn wir alles ein bisschen humorvoller sehen würden, nicht immer akkurat, sondern auch ein bisschen stärker über uns selber lachen können, dass man dieser German Angst dann auch besser begegnen kann als Gesellschaft.
00: 27:47Frank Eilers: Ja, ja, ich glaube schon. Ja, vielleicht ist es so ein gesellschaftliches Thema. Da habe ich auch viel drüber nachgedacht. Aber ich habe halt nie in den USA gelebt. Ich habe nie in in Asien gelebt, ich bin viel gereist, bin viel rumgekommen, aber ich habe nie so eine Kultur so richtig erlebt. Ich glaube, braucht schon ein paar Jahre, um das vergleichen zu können. Aber das, was die anderen sagen, ja, das ist natürlich ein Vorteil, aber ist auch mal Fünkchen Wahrheit da mit drin und das Deutsch akkurate, das vorsichtige oder erst mal abwartende, Und oh Gott, was ist das neue? Das erlebt man ja schon so ein bisschen!
00: 28:22Tobias Kirchhoff: Und wenn du jetzt so ein bisschen in die Glaskugel schaust, nach vorne, so die nächsten 10Jahre. Wahrscheinlich werden sich die Themen im Podcast auch weiter so manifestieren. Vielleicht kommt jetzt, so wie im Moment KI, wer weiß, was in 2,3 Jahren noch so dazukommt oder sehr zeitnah. Wenn du so nach vorne schaust und unseren Hörerinnen und Hörer einen Tipp geben darfst, was wird kommen in den nächsten Jahren, und worauf sollten die sich einstellen?
00: 28:51Frank Eilers: Okay, Ähm, das klingt jetzt geskriptet, aber das kommt, wirklich gerade in meinem Kopf. John Maynard Keynes ist ein Ökonom gewesen, VWLer, Keynesianismus ist vielleicht manchen ein Begriff. Der hat im Jahr 1930 gesagt, das seine, ich glaube Urenkel, dann in 100 Jahren nur noch 15 Stunden die Woche arbeiten werden. Ich sage jetzt nicht, dass wir alle nur noch 15 Stunden die Woche arbeiten werden, aber ich glaube, und man kann auch die Historie sehen, dass Arbeit, die Arbeitszeit in Deutschland massiv nach unten gegangen ist in den letzten 80 Jahren, whatever, und meine Argumentation ist, warum soll das denn aufhören? Also warum soll die Arbeitszeit pro Kopf nicht noch geringer werden? Und die große Frage ist dann, was macht man mit dem Leben drum rum? Und wir sind nun mal in einem Land, wo Arbeit einen extrem hohen Stellenwert hat. Also ich weiß ganz häufig von Leuten, was sie tun, aber ich weiß noch nicht, wie sie heißen. Also ist ja schon irgendwie so, und was machst du so? Und ganz am Ende, ja, ich bin übrigens Frank.Thomas, so, und dann geht man aus der Bahn und dann seine eigenen Wege weiter, und ich glaube, es macht massiv Sinn, und da sind wir wieder bei Frithjof Bergmann mit seiner Ursprungstheorie. Was ist es, was ich wirklich will? nicht nur auf Arbeit zu beziehen. Das ist das, was oft gemacht wird, so eine verkürzte Version, sondern aufs Leben generell und zu schauen, so ein bisschen nach Gefühl zu gehen. Wo fühle ich mich gut? Und das müssen wir auch wieder lernen. Also was sind Schule, Uni, Ausbildung und so weiter? Wo ja auch sehr viel, akkurat, sehr viel, du musst das erfüllen, du musst diese Prüfung und so sehr viel: Du musst dem gerecht werden, um der werden zu können, sich da so ein bisschen frei zu machen und mehr so zum Kern zu gehen. Wer bin ich? Was will ich, und wann fühle ich mich gut? Nicht nur in der Arbeitswelt, sondern auch Leben. Wie viel Zeit will ich mit meinen Kindern verbringen? Wieviel Zeit will ich mit meinen Eltern verbringen? Wie viel Zeit will ich meinen Großeltern verbringen? Welche Gespräche will ich noch führen mit meinen Großeltern, was auch immer? Wie will ich mich im Nachbarschaftskontext bewegen, in irgendwelchen, egal ob kirchlich, Sportverein, was auch immer, ehrenamtlich? Wo fühle ich mich gut? Und ich glaube, dass das immer wichtiger wird, um ein zufriedenes Leben zu führen, um zu sagen, okay, da fühle ich mich gut. Die Nachhaltigkeitsdebatte wird das, glaub ich, noch mehr anstoßen, und meine große Hoffnung ist, dass die Arbeitszeit weiter sinkt und damit man nicht total verbittert ist und denkt: Oh Arbeit, immer weniger Arbeit und sich dann ins nächste, ins nächste, ins nächste stürzt und die Gesellschaft vielleicht immer mehr Fokus auf diese anderen Themen hat. Ja, ich glaube, das wäre so mein Tipp, also für die nächsten Jahre. Meine Hoffnung ist, dass wir dann 2030, dann die 15 Stunden Woche haben, wird nicht gehen, glaube ich noch nicht. Aber sie wird weiter runtergehen, und da sind wir im Thema Veränderung. Alles hatte seine Zeit, alles hatte seine Berechtigung, aber wenn es jetzt einen anderen Weg gibt, dann geh den anderen Weg, und dann, ja, das wäre, glaube ich, mein Tipp, wenig Arbeitsfokus, jetzt aber ja.
00: 31:36Tobias Kirchhoff: Das muss ja nicht sein! Vielen Dank, lieber Frank! Ich nehme mit, einfach ein bisschen gelassener mit dem Ganzen umzugehen, alles mit Humor zu nehmen, offen zu sein für die Welt, die da kommt, und letztlich raus aus der Arbeitsgesellschaft, vielleicht rein in eine eher Wissensgesellschaft, und ja, schauen wir mal, was die nächsten Jahre bringen. Vielen Herzlichen Dank!
00: 31:58Frank Eilers: Danke, dass ich hier sein durfte.
00: 32:01Tobias Kirchhoff: Und an euch da draußen ein herzliches Dankeschön fürs Zuhören. Das war eine weitere Folge von lead:gut. Mein Name ist Tobias Kirchhof, und ich hoffe, ihr kehrt inspiriert in euren Arbeitsalltag zurück, bleibt neugierig!
00: 32:15Outro: lead:gut - Inspiration für Führungskräfte.
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